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Mein Name ist A. Viehl, geb. 1990. Aufgewachsen bin ich im mittelhessischen Marburg/Lahn.

Im Alter von elf Jahren wurde bei mir Diabetes Typ I festgestellt. Unser Hausarzt hatte gute Kontakte zum Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke, insbesondere zu Frau Dr. Hilgard. So entschieden sich meine Eltern trotz der räumlichen Entfernung (ca. 160km) für eine Überweisung dorthin.

Innerhalb von zwei Wochen lernte ich mit meinen Eltern den Alltag mit der chronischen Erkrankung zu handhaben, messen, spritzen, den Umgang mit BE im eigenen Umfeld und darüber hinaus.

Dennoch, wieder zu Hause war vieles anders: mehr Bewegung war gleichbedeutend mit Unterzuckerung! In der Schule übte ich mich alleine um meinen Diabetes zu kümmern, aber auch da blieb so manche negative Erfahrung nicht aus. Obwohl ich von der Familie, Freundinnen und meinen Lehrern immer unterstützt und umsorgt wurde, kam im Laufe der folgenden Jahre immer mal wieder das Gefühl auf, sich „Urlaub“ vom Diabetes zu wünschen; sich mal nicht 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag um meine Werte, die BE des Essens zu kümmern, Unwohlsein durch Unter- oder Überzuckerung zu verspüren oder vorausschauend die nächste Sportstunde oder Chillen auf dem Sofa einzuplanen. Auch blieben schon mal Übernachtungen bei Freundinnen und die Teilnahme von Klassenreisen ins Ausland „auf der Strecke“.

Doch egal ob tags oder nachts, Frau Dr. Hilgard war in dieser Zeit immer für uns erreichbar und wir konnten ihren Rat einholen. In allen anstehenden Fragen war sie für mich und meine Eltern eine große Stütze!

Wenn, nach einem solchen Tiefpunkt, ich einen Termin in der Diabetessprechstunde in Herdecke hatte, bekam ich jedes Mal das Gefühl, hier von Herzen willkommen zu sein. Freudig mit meinem Namen begrüßt bemühten sich alle sofort, offene Fragen zu beantworten, Unklarheiten zu (er-)klären und mein Wohlbefinden wieder herzustellen.

Auch heute noch, über 15 Jahre und viele Erfahrungen (positive und negative) später, fahre ich nach der Untersuchung und aufbauenden Gesprächen motiviert und zufrieden nach Hause.

Im Alter von 13 Jahren entstand anhand der besten Vorbilder im Gemeinschafts-krankenhaus mein Wunsch, Kinderkrankenschwester zu werden. Bei allen stationären Aufenthalten fühlte ich mich gut aufgehoben und geborgen, auch wenn meine Eltern in dieser Zeit nicht täglich zu Besuch kommen konnten.

Mit 18 Jahren entschied ich mich deshalb für die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege in Herdecke. Ua war ich auf der Station 6 O/W eingesetzt und betreute dort ein Mädchen im Alter von 8 Jahren. Sie erzählte, dass sie in der Schule wegen ihres Diabetes geärgert werde. Einerseits erschrocken wurde mir jedoch auch bewusst, wie glücklich ich über die vielfältige Unterstützung sein konnte, die ich immer wieder fand. Ich konnte ihr von den Erfahrungen mit meinem Diabetes berichten und sie damit aufmuntern. Überrascht fragte sie mich, ob man „mit Diabetes ganz normale Berufe erlernen könne“?

In der Folge konnte ich bei Ferienfreizeiten Kinder begleiten, betreuen und meine Erfahrungen einbringen, wo ich Jahre zuvor selbst noch als Patientin dabei war.

Jedes Mal lernte ich neue Freunde kennen und konnte meine Ängste, Sorgen und Probleme mit den etwa Gleichaltrigen teilen und besprechen. Diese Diabetes-freizeiten bieten einen wichtigen Rahmen für uns Patienten, ob wir das nun als Teilnehmer und/oder Betreuer  erleben. Immer gibt es Neuigkeiten auszutauschen: eine Insulinpumpe zur Probe tragen, neue Messverfahren oder fast beiläufig neu eingestellt zu werden (während alle anderen zu Hause normal essen ist der Basalratentest eine wahre Tortur), die stündliche Insulinmessung ist unauffällig, wenn es alle machen müssen.